An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen in Kurzform die Ergebnisse der cluster-randomisierten, multizentrischen Pilotstudie JointConImprove, in der wir das Konzept der teilhabefördernden, kontraktursensiblen Pflege PECAN (Participation Enabling CAre in Nursing) hinsichtlich Machbarkeit und Akzeptanz erprobt haben.
Durchführung
Das PECAN-Konzept zur Verbesserung der sozialen Teilhabe und Lebensqualität von Pflegeheimbewohnerinnen und ‑bewohnern wurde von März bis September 2016 hinsichtlich seiner Machbarkeit und Akzeptanz überprüft.
Sieben Pflegeheime aus den Regionen Halle (Saale) (Sachsen-Anhalt) und München (Bayern) wurden zufällig der Interventionsgruppe (IG) mit dem PECAN-Konzept (n=4) oder der Kontrollgruppe (KG) mit optimierter Standardversorgung (n=3) zugeteilt. Insgesamt 129 Bewohnerinnen und Bewohner mit Kontrakturen über 65 Jahren wurden für die Pilotstudie rekrutiert.
Die Implementierung des PECAN-Konzepts erfolgte über Pflegekräfte, die als Multiplikatoren das Konzept in ihrer Einrichtung bekannt gemacht und umgesetzt haben. Die ausgewählten Pflegefachkräfte wurden in einer eintägigen Schulung auf ihre Multiplikatorenrolle und die pflegerischen Aufgaben im Rahmen des PECAN-Konzepts vorbereitet. Zusätzlich wurde zur gezielten Unterstützung durch das Studienteam ein Peer Mentoring angeboten, bestehend aus einem Beratungsbesuch vor Ort und einer fortlaufenden telefonischen Beratung.
Der Einfluss des PECAN-Konzepts auf die soziale Teilhabe und die Lebensqualität wurde anhand der PaArticular-Skala (Teilhabe) und des EQ-5D (Lebensqualität) zu drei Messzeitpunkten ermittelt: zu Beginn, nach drei und nach sechs Monaten. Als Nebenzielgröße wurden Aktivitäten des täglichen Lebens (Selbstversorgung) auf Bewohnerebene geprüft. Dazu wurden die Teilnehmenden bzw. die Bezugspflegekräfte in standardisierten Interviews befragt. Eine umfangreiche Prozessevaluation zur Identifikation von Förderfaktoren und Barrieren der Umsetzung wurde ergänzend durchgeführt. Hierzu wurden persönliche Interviews, Fokusgruppen oder standardisierte schriftliche Befragungen mit Multiplikatoren, Pflegenden, Pflegeheimleitung, Therapeuten, Sozialarbeitern, Angehörigen der Bewohner sowie den Mentorinnen und Dozentinnen aus dem Studienteam durchgeführt.
Ergebnisse
109 (85%) der 129 eingeschlossenen Bewohnerinnen und Bewohner haben die Studie wie vorgesehen abgeschlossen. Diese waren im Mittel 85,7 Jahre alt, zu 80% weiblich und 63% hatten Kontrakturen in der oberen und unteren Extremität. Etwa die Hälfte der Bewohner war kognitiv beeinträchtigt, so dass an ihrer Stelle die Bezugspflegekräfte befragt wurden.
Die Häufigkeit von Stürzen und sturzbedingten Frakturen – als wichtigstes unerwünschtes Ereignis – unterschied sich nicht zwischen Interventions- und Kontrollgruppe.
Die durchgeführte Schulung sowie die Unterstützungsmaßnahmen bei der Implementierung wurden von den Multiplikatoren positiv bewertet. Insbesondere der Besuch von Expertinnen vor Ort (Peer Mentoring) wurde als bereichernd beurteilt. Die telefonische Beratung durch das Studienteam wurde sehr unterschiedlich genutzt. Sie lag bei einem bis zu sieben Gesprächen pro Pflegeheim.
Als Förderfaktoren für die Umsetzung des PECAN-Konzepts zeigten sich ein hohes Engagement seitens der Pflegenden und der Pflegeheimleitung sowie der Einbezug aller beteiligten Berufsgruppen und der Angehörigen in die Versorgung der Betroffenen. Ungünstige organisatorische Abläufe sowie Zeit- und Personalmangel wurden von den Befragten am häufigsten als Barrieren genannt.
Hinsichtlich der Machbarkeit der Befragungen zeigte sich, dass diese mit 95% nahezu vollständig waren. Eine Ausnahme stellte die Erfassung der Instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens mittels IADL-Skala dar, die für den Bereich der stationären Altenpflege ungeeignet erschien. Alle Erkenntnisse der Pilotstudie werden bei der Anpassung des PECAN-Konzepts für die Durchführung der Hauptstudie Berücksichtigung finden.
Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie in unseren Veröffentlichungen in deutscher und englischer Sprache.